Samstag, 15. September 2012

[REZENSION] "Linna singt"

Für dieses Rezensionsexemplar bedanke ich mich sehr herzlich beim Script5 Verlag.

Cover
Die Autorin
Bettina Belitz, an einem sehr sonnigen Spätsommertag 1973 beinahe in einer Heidelberger Bäckerei zur Welt gekommen, wuchs zwischen unzähligen Büchern auf und verliebte sich schon früh in die Magie der Buchstaben. Lesen alleine genügte ihr dabei nicht nein, es mussten auch eigene Geschichten aufs Papier fließen. Nach dem Studium der Geschichte, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft arbeitete Bettina Belitz als Redakteurin und freie Journalistin, bis sie ihre Leidenschaft aus Jugendtagen zum Beruf machte. Heute lebt Bettina Belitz umgeben von Pferden, Schafen, Katzen und Hühnern als freie Autorin in einem 400-Seelen-Dorf im Westerwald.


Produktinformation
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Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: Script5 (10. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839001390
ISBN-13: 978-3839001394

Leseprobe
Quelle: script5 *lies mich*

Die Geschichte...
Ganze fünf Jahre hat Linna ihre ehemaligen Bandkollegen Simon, Maggie, Falk und Jules nicht mehr gesehen, bis die eigentlich aufgelöste Band "Linna singt" für einen Auftritt engagiert wird. In ihrer Heimatstadt Speyer treffen die ehemaligen Bandkollegen wieder aufeinander, bevor sie sich gemeinsam mit Neuzugang Tobias zum intensiven Proben auf eine einsame Berghütte ohne Komfort begeben - nur wissen die Anderen nicht, dass die exotisch aussehende Linna seit der Trennung keinen einzigen Ton mehr gesungen hat. Und auch sonst brodeln unausgesprochene Gefühle und Beschuldigungen unter der Oberfläche, die Linna immer wieder als Lügnerin dastehen lassen, sodass die junge Frau am liebsten abreisen würde, doch da spielen das Wetter und ihre Mitbewohner nicht mit... **ACHTUNG SPOILER** Wer von spielt hier perfide Psycho-Spielchen und beschuldigt Linna in hinterhältigen Aktionen? Und aus welchem Grund singt Linna nicht mehr?? **SPOILER ENDE** 

Meine Meinung:
Bettina Belitz ist Lesern von Fantasy-Jugendliteratur spätestens seit der Splitterherz-Trilogie (zu deren Fans ich mich zähle) ein Begriff und hat nun mit "Linna singt" ihren ersten Roman für (junge) Erwachsene veröffentlicht, wofür ich der sympathischen Autorin dankbar bin. Die Story spielt sich im Winter, größtenteils in den Alpen, ab, wobei die Handlungsdauer 8 nervenaufreibende Tage umspannt. Die Kapitelüberschriften tragen die Namen von Mike Oldfield-Songs, die sich auch im Roman wiederfinden.

Linna, die eigentlich Lavinia heißt, verdient sich ihren Lebensunterhalt unter dem Pseudonym Lissy Sommer als Kinderbuchillustratorin. In ihrer Freizeit liebt es die rebellische 24-jährige mit der mongolischen Abstammung, an Boxkämpfen teilzunehmen, wo sie sich abreagieren kann. Seit der Trennung der Band hat Linna, die eine wunderbare Sängerin mit dem absoluten Gehör ist, keinen einzigen Ton gesungen, wofür der Grund in der Vergangenheit zu finden ist.

Zu ihren ehemaligen Bandkollegen zählen der 23-jährige abenteuerlustige Gitarrist Falk, der inzwischen ausgewandert ist und mit seiner Hündin Luna Englisch spricht; der 25-jährige Drummer Jules, der inzwischen total spießig geworden ist und sich seine Brötchen als Außenhandelskaufmann verdient. Obendrein hat er Maggie geheiratet, die in der Band für das Keyboard und den Background-Gesang zuständig war. Maggie, inzwischen 24, spielt beruflich Geige im Orchester und ist außerdem Vegetarierin. Mit ihrem Zwillingsbruder Simon verbindet sie seit jeher ein enges Verhältnis. Der Bassist studiert Jura und benimmt sich total kleinkariert und spießig. Zu dem unterschiedlichen Quintett hat sich nun Tobi(as) gesellt, der sich als Roadie der Reuinion von "Linna singt" sieht und die Bandmitglieder eingeladen hat, ein paar intensive Probentage auf der Almhütte seines Onkels zu verbringen.

Die mitwirkenden Protagonisten sind interessante Persönlichkeiten mit vielen Facetten, Ecken & Kanten, deren Absichten sich nicht durchschauen lassen, was auch den Reiz der Geschichte ausmacht. Denn während des Handlungsverlaufs wird die Sechsergruppe eingeschneit und muss sich in der Abgeschiedenheit ohne jegliche Annehmlichkeiten zurechtfinden, wodurch sie auch näher zusammenrücken und nun einige Bekenntnisse bzw. längst verschüttete Erinnerungen an die Oberfläche geraten. Doch irgendjemand ist Linna nicht freundlich gesinnt und tut alles, um die Showkampf-Boxerin mit der großen Klappe ins schlechte Licht zu rücken...

"Linna singt" erzählt von der ehemaligen gleichnamigen Band, die sich 5 Jahre nach der Auflösung wieder für einen Revival-Auftritt zum Einstudieren verschiedener Songs trifft. Doch das Singen und Musizieren steht hier nicht im Vordergrund, viel eher sind es die dunklen Geheimnisse & Lebenslügen von Linna, Falk, Maggie, Jules und Simon, die in diesen bewegten 8 Tagen, die sie in den Bergen gemeinsam verbringen, zutage treten. Denn was sich auf der abgeschiedenen Hütte abspielt, übertrifft die kühnsten Erwartungen aller Anwesenden und natürlich auch der Leser - denn ständig fragt man sich, was wohl als nächstes passieren wird und wartet darauf, dass Linna den Grund preisgibt, warum sie nicht mehr singt. Diese Frage hat mich während des Lesens ständig beschäftigt und die Auflösung bzw. das Ende haben mich echt überrascht.

Wer sich vielleicht denkt, dass die Romanidee -eine Gruppe alter Freunde mitten in die Einöde zu verfrachten, um sie dort Seelen-Striptease begehen zu lassen- ausgereizt ist, hat nicht mit Bettina Belitz gerechnet. Denn die Autorin hat sich frischer Ideen bedient und es geschafft, etwas ganz Neues daraus zu machen. Man weiß nie genau, in welche Richtung sich die Story entwickelt und lässt sich immer wieder von falschen Fährten und unerwarteten Wendungen überraschen. "Linna singt" beinhaltet keinerlei Längen oder überflüssige Passagen, sondern garantiert spannende Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite.

Ich-Erzählerin Linna berichtet schonungslos über die unfassbaren Geschehnisse, die auf der Brandalm geschehen. Sie lässt die Vergangenheit Revue passieren und sammelt neue Eindrücke von ihren früheren Bandkollegen. Da wir an Linnas Gedanken und Gefühlen teilhaben dürfen, identifiziert man sich schnell mit der außergewöhnlichen Hauptperson und fühlt, fiebert & leidet gemeinsam mit ihr. Musik (vor allem die Songs von Mike Olfield und Sade) spielt hier eine große Rolle, denn unsere Charaktere sind ja allesamt Musiker und überdies ist Musik ja unweigerlich mit Emotionen verbunden, was sich in der Story widerspiegelt.

"Linna singt" geht stark in Richtung Psychothriller gepaart mit einer gehörigen Portion Dramatik und vermag dank der mitreißenden, ausdrucksstarken Schreibweise samt anschaulichen Schauplatzbeschreibungen zu fesseln. Dennoch sollte man sich für diese emotionale Geschichte genug Zeit nehmen, denn dieser Roman ist keine Lektüre, die man schnell nebenher liest, sondern benötigt die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers. Mich hat dieses Buch so begeistert, dass ich die 512 Seiten innerhalb eines Tages ausgelesen hatte. :)

FAZIT:
Lest ihr gern Bücher mit einer temporeichen, unvorhersehbaren Handlung vereint mit Spannung, einem Hauch Romantik und einem eindrucksvoll gestaltetem Setting, facettenreichen Figuren mit Tiefgang sowie einem emotionalen und flüssigen Schreibstil? Dann seid ihr hier genau richtig, denn "Linna singt" vereint all diese Vorzüge in einem Roman, die das neueste Werk von Bettina Belitz zu einem wahren Lese-Erlebnis machen. Nachdem mich "Linna singt" auf wunderbare Art & Weise unterhalten hat, bekommt dieser spannende Roman von mir ganze 5 (von 5) Punkte.



ZITAT Seite 396:
"Wie immer, wenn ich meine Seele der Musik anvertraue, fallen meine Lider herab, als wären sie mit einem Bann belegt worden, und ich ergebe mich der ewigen Magie der Harmonien und Akkorde, die ich spiele und die uns Menschen auf so wundersame Weise berühren und bewegen und heilen kann, ja Musik kann heilen, sie hat es immer wieder getan. Ohne sie hätte ich meine Jugend nicht überlebt." (Linna)


Buchtrailer & schön gestaltetes Buch ohne Schutzumschlag

Mein absoluter Lieblingssong von Mike Oldfield & Maggie Reilly


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Büchersüchtige Grüße,
Sabine