Montag, 27. Juni 2011

[REZENSION] "Zerbrechlich"

Cover
Die Autorin
Jodi Picoult, geboren 1967 auf Long Island, lebt nach ihrem Studium in Princeton und Harvard zusammen mit ihrem Mann und drei Kindern in Hanover, New Hampshire. 1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 2003 wurde sie für ihre Werke mit dem National England Book Award ausgezeichnet. Sie gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Erzählerinnen weltweit ihr Roman "Beim Leben meiner Schwester" wurde in Hollywood verfilmt. "Das Herz ihrer Tochter" stand wie all ihre letzten Romane in den USA auf Platz 1 der Bestsellerliste.

Produktinformation
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Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: 3 (1. Oktober 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 343103828X / ISBN-13: 978-3431038286
Originaltitel: Handle with Care
Größe und/oder Gewicht: 22 x 14,6 x 4,4 cm

Leseprobe
Quelle: bic-media *unbedingt lesen!*


Die Geschichte...
Die kleine Willow O´Keefe leidet bereits seit ihrer Geburt unter Osteogenesis imperfecta Typ III, der sogenannten Glasknochenkrankheit. Das ist eine Kollagenfehlbildung, die Knochen so brüchig macht, dass sie beim Stolpern, Schlafen oder sogar beim Niesen brechen können. Willow ist kleiner als gleichaltrige Kinder, doch unfassbar klug. Ein verunglückter Familienurlaub in Florida, wo sich Willow den Oberschenkellnochen bricht, gibt den Ausschlag für eine Schadensersatzklage, mit der die Anwältin Marin Gates beauftragt wird. Um genug Geld für die Familie O´Keefe und Willows kostspielige Pflege und Therapien herauszuschlagen, schlägt Marin vor, die zuständige Gynäkologin zu verklagen, die die Eltern von Willow nicht rechtzeitig über die Behinderung ihres Kindes informiert hat. Dadurch wurde Charlotte O´Keefe das Recht genommen, sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Dafür muss Charlotte allerdings behaupten, dass Willow besser nicht geboren worden wäre und sich außerdem gegen ihre Frauenärztin und beste Freundin Piper Reece stellen...
**Achtung SPOILER** Zum Lesen bitte Text markieren
Charlottes Ehemann Sean und Willows Vater stimmt zuerst seiner Frau zu, stellt sich aber bald gegen die Klage. Denn schließlich wollten sie Beide ihr jüngstes Kind bekommen, ob mit oder ohne Behinderung...
Nach der Klage zerfällt das Leben aller Beteiligten: Charlotte und Sean streiten immer mehr und heftiger, die Freundschaft mit Piper bricht auseinander, Willow´s ältere Schwester Amelia fühlt sich einsam und wird von ihren Eltern kaum wahr genommen und die altkluge Willow möchte am liebsten ein Leben ohne Einschränkungen und Knochenbrüche und bekommt natürlich mit, was ihre Mutter vorhat. Doch wie soll ihr Charlotte erklären, dass sie zu Willow´s Bestem lügen und behaupten muss, sie hätte am besten nie das Licht der Welt erblickt...

Meine Meinung:
Jodi Picoult ist seit "Beim Leben meiner Schwester" für ihre emotionalen Bücher bekannt und berühmt. Und "Zerbrechlich" hat mich ebenso berührt wie die Geschichte von Anna und Kate Fitzgerald.

Wenn man liest, welche Entbehrungen Willow und ihre Familie hinnehmen müssen und sie trotzdem versuchen, ein so normales Leben wie möglich zu führen, dann ist das sehr bewundernswert. Es geht alles gut, bis Charlotte meint, mit der Schadensklage das Richtige zu tun, um Willow eine finanziell unbeschwerte Zukunft zu ermöglichen und verzweifelt dafür kämpft. Doch mit den "Nebenwirkungen", wie Streit, Missgunst, Hass und Trauer hat sie nicht gerechnet.

Auch wenn die 5-jährige Willow unter der Glasknochenkrankheit leidet, ist sie ein kluges und tapferes Mädchen. Ihr Wortschatz gleicht dem eines Erwachsenen, denn beim Lesen und am Computer kann sie sich nicht verletzen und so verschlingt sie jedes geschriebene Wort. Ihre ältere Schwester Amelia verzweifelt an der Nichtbeachtung ihrer Familie, da ihre Probleme gegen Willows Gesundheitszustand unbedeutend wirken und die 12-jährige sich zunehmend einsamer fühlt. Charlottes Leben dreht sich fast ausschließlich um Willow und da die gelernte Konditorin ihren Beruf nun nicht mehr ausüben kann und die Familie mit Seans Polizistengehalt auskommen muss, ist das Geld im Hause O´Keefe immer knapp.
Dagegen verdient Piper als Frauenärztin viel Geld und lädt deshalb Amelia und Charlotte öfters zum Shoppen ein (was ihr Charlotte dann mit einer Klage dankt ;-)).  Eine weitere Rolle spielt die Rechtsanwältin Marin. Die Mittdreißigerin wurde adoptiert und sucht nun verzweifelt nach ihrer biologischen Mutter. Alle mitwirkenden Charaktere wurden sehr facettenreich und sympathisch dargestellt, ebenso wirken sie authentisch, obwohl ich manche der Handlungen & Taten nicht nachvollziehen kann.

Die Geschichte beginnt am 14.02.2002 mit Willows Geburt, macht dann einen Sprung in das Jahr 2007 und endet schließlich im März 2009. Im Roman erfährt man viel Interessantes über Menschen mit OI und Jodi Picoult hat dieses gut recherchierte Wissen sehr geschickt in einen berührenden Roman verpackt. =) Als Schauplatz dient die idyllische Kleinstadt Bankton in Neuengland, obwohl wenig über die Umgebung bzw. Landschaft erzählt wird.

Interessant finde ich auch die Erzählperspektive. Denn abwechselnd schildern die Familienmitglieder Charlotte, Sean und Amelia O´Keefe, Anwältin Marin Gates und Gynäkologin Piper Reece die rasanten Geschehnisse aus ihrer Sicht sowohl in der Ich-Form als auch in der direkten Anrede - so, als würde der jeweilige Erzähler direkt Willow ansprechen. Dadurch wird ein tiefer Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der unterschiedlichen Personen gewährt. Außerdem fühlt und leidet man mit den betreffenden Figuren mit und hofft, dass letztendlich alles gut ausgeht...

Diese gefühlvolle Story ist von intensiven Emotionen durchzogen und schafft es, trotz der über 600 Seiten ohne überflüssige Längen zu fesseln und zu unterhalten. Es werden einige (ethische) Fragen aufgeworfen, so dass man beim Lesen auch zum Nachdenken angeregt wird. Wie würde man selbst in der jeweiligen Situation reagieren?

Jodi Picoult besitzt eine tiefgründige Schreibweise und großes Talent, mit ihren Worten das Innerste ihrer Leser so zu berühren, so dass man sich am besten vor der Lektüre viele Taschentücher bereit legt. 

FAZIT:
"Zerbrechlich" erzählt die gefühlsbetonte, traurig-schöne Geschichte der kleinen, schwerkranken Willow, die an der Glasknochenkrankheit leidet und wie sich manche Entscheidungen auf eine ganze Familie auswirken können. Jodi Picoult versteht sich darauf, außergewöhnliche Themen mit  interessanten Charakteren und einem hervorragenden Plot zu verbinden. Deshalb bekommt "Zerbrechlich" von mir ganze 5 (von 5) Punkte!


2 Kommentare:

  1. Fand es auch sehr gut. Heute würde ich mehr Punkte geben als die 4 Sternchen im Dezember....irgendwie macht mich mein system echt fertig ;) Aber egal.....den Abzug gab es damals weil es so sehr an "Beim Leben meiner Schester" ähnelt, aber die Themen die Frau Picoult imme rhat sind schon grandios!
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. mmhhh, da bin ich aber echt gespannt, ich hab ja auch noch ein paar Bücher von ihr hier liegen - irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe doch zuviel gute Bücher

    LG Kerry

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Ich freue mich sehr über (ernstgemeinte) Kommentare zu meinen Posts. Immer heraus mit eurer Meinung...

Büchersüchtige Grüße,
Sabine