Sonntag, 20. Mai 2012

[REZENSION] "Liebe und Marillenknödel"

Cover
Die Autorin
Emma Sternberg wurde 1979 in Hamburg geboren. Nach acht Semestern Medienwissenschaft hat sie einen Job beim Radio bekommen und ihre Magisterarbeit nie zu Ende geschrieben, was sie bis heute bereut – wenn auch nur ein bisschen. „Liebe und Marillenknödel“ ist ihr erster Roman.

Produktinformation
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Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (9. April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453409108
ISBN-13: 978-3453409101
Größe und/oder Gewicht: 18,6 x 11,8 x 3,6 cm

Leseprobe
Quelle: Randomhouse/bic-media *klick*



 Die Geschichte...
Zuerst verliert Sophie ihren Job an eine großbusige Blondine, kurz darauf stirbt ihre geliebte Großtante Johanna und hinterlässt Sophie die gutgehende Pension "Alrein" in den Südtiroler Bergen. Und da die arbeitslose Lektorin sowieso nichts in Hamburg hält, macht sie sich auf den Weg nach Brixen. Doch nichts läuft so, wie es sich die 33-jährige vorgestellt hatte: Statt idyllischem Almleben muss sie sich mit faulen Angestellten, Dosenfutter und diversen Altlasten sowie ihren nicht-existenten Kochkünsten herumschlagen. Kurz bevor Sophie verzweifelt, schickt ihr Freundin Sarah ihren Koch-Kollegen Nikolaus Taler nach Alrein. Und Nick ist für die frischgebackene Gasthof-Besitzerin kein Unbekannter... **ACHTUNG SPOILER** Denn nach ihrem Rauswurf hat sie sich mit ihrer Freundin betrunken und dabei mit dem Koch einen Nacht samt One Night-Stand verbracht. Und damit fangen die Probleme erst richtig an... **SPOILER ENDE**


Meine Meinung:
"Liebe und Marillenknödel" habe ich mir auf der Suche nach leichter Lesekost ganz spontan in der Buchhandlung mitgenommen. Der Prolog erzählt von einem missglückten Kochversuch, die eigentliche Geschichte beginnt 2 Wochen zuvor und dauert ca. 8 Wochen. Als Handlungsschauplatz hat die Autorin die Südtiroler Alpen in der Nähe von Brixen gewählt.

Die Hamburgerin Sophie von Hardenberg arbeitet als Lektorin für Sachbücher, bis sie Knall auf Fall gekündigt wird und in ein tiefes Loch fällt, als auch noch ihre Lieblings-Großtante stirbt. Die 33-jährige Blondine liebt lange Vollbäder, achtet sehr auf ihr Äußeres und will die Pension von Tante Johanna übernehmen, obwohl sie keine Ahnung von Gastronomie hat und nicht mal kochen kann. Sophie ist zwar eine liebenswerte Protagonistin, aber für meinen Geschmack etwas zu naiv und blauäugig für eine Frau ihres Alters. Neben der Hauptperson gibt es noch interessante, facettenreiche Nebenfiguren (wie den altgedienten Koch Gianni, das arbeitsscheue Ehepaar Jirgl und den neuen, süßen Koch Nick), die der Geschichte den richtigen Pfiff verleihen.

Reizvoll finde ich auch die Romanidee, eine Hamburger Großstadtpflanze in die Südtiroler Alpen, auf über 1.500 m Höhe ohne viel Komfort, zu verpflanzen, wobei die Umsetzung der Grundidee auch gut gelungen ist. Da Sophie auch gar nicht weiß, wie ein Pensionsbetrieb mit Küche zu führen ist, wie man Johannas berühmte Marillenknödel macht und da ein neu eröffnetes, nahegelegenes Wellness-Hotel mögliche Gäste abwirbt, sind Komplikationen natürlich vorprogrammiert - und auch die Liebe darf hier nicht fehlen.

Mit herzerfrischendem Humor schildert Ich-Erzählerin Sophie ihre Versuche, Alrein wieder zu seinem früheren Glanz zu verhelfen. Die missratenen Kochversuche sind einfach herrlich und ein Festmahl für die Würmer im Komposthaufen. :) Ebenso amüsant sind Sophies Gedankengänge, an denen sie uns teilhaben lässt. Zweifellos ahnt man, welchen Ausgang die Geschichte zwischen Sophie und Nick nehmen wird, doch bis zum Ende hat Emma Sternberg allerlei Überraschungen und unterhaltsame Wendungen in den Plot eingebaut.

Allerdings birgt "Liebe und Marillenknödel" auch einige Szenen, bei denen alles "Klischee" schreit und für die ich mir eine originellere Wendung gewünscht hätte. Wenn man aber bedenkt, dass dieser Roman ein Erstlingswerk ist, dann kann man solche Dinge leichter verzeihen. ;-) Dank der locker-leichten Schreibweise, gepaart mit erheiternden Dialogen und einer angenehmen Sprache, lassen sich die 400 Seiten wunderbar schnell und flüssig lesen.

FAZIT:
Da es sich bei "Liebe und Marillenknödel" um einen Debütroman  handelt, finde ich die Geschichte rund um Sophie und Alrein gut gelungen. Die Story unterhält mit einem ansprechenden Plot samt locker-flockigem Schreibstil und einer sympathischen, leicht verpeilten Protagonistin. Für den ersten Roman von Emma Sternberg vergebe ich gern unterhaltsame, sehr gute 4 (von 5) Punkte.





ZITAT Seite 31:
"Eigentlich wäre meine Mutter "gar nicht so ein schlimmer Mensch, das Problem ist bloß, dass die Familie für sie das ist, was die Partei für die DDR gewesen ist - sie hat immer recht, und wer sich ihr nicht unterordnet oder sie sogar verrät, der hat für alle Zeiten ausgeschissen." (Sophie)

ZITAT Seite 171:
"Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich da, wo andere Leute ein Hirn haben, ein Stück Hefeteig, das nicht richtig aufgegangen ist." (Sophie)

ZITAT Seite 193:
"Jetzt verstehe ich auch, warum manche Menschen für eine ultra-rare Chloé-Tasche zehntausende Euro bezahlen, selbst dann, wenn die Tasche aussieht, als würde sie aus dem Fundus einer rumänischen Großmutter stammen. Ich glaube, ich habe gerade einen nicht eben unbedeutsamen Fehler in den gängigen Theorien der freien Marktwirtschaft entdeckt: Nicht das Angebot bestimmt die Nachfrage, sondern der Mangel!" (Sophie)

2 Kommentare:

Ich freue mich sehr über (ernstgemeinte) Kommentare zu meinen Posts. Immer heraus mit eurer Meinung...

Büchersüchtige Grüße,
Sabine