Dienstag, 21. September 2010

[REZENSION] "Farben der Schuld" (Band 4)

Cover
Die Autorin
Gisa Klönne, geb. 1964, studierte Anglistik. Sie ist Schriftstellerin, Journalistin und Dozentin für kreatives und journalistisches Schreiben. Ihre beiden ersten Krimis mit Judith Krieger Der Wald ist Schweigen und Unter dem Eis waren große Erfolge und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Gisa Klönne lebt in Köln.

Produktinformation
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Verlag: Ullstein Hardcover (17. August 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3550087764
ISBN-13: 978-3550087769
Größe und/oder Gewicht: 21,8 x 14,4 x 3,4 cm


Leseprobe
Quelle: vorablesen.de  *Probe erwünscht?*


Alle, die diese Serie noch lesen möchten und die Vorgängerbände nicht kennen, sollten an dieser Stelle besser nicht weiter lesen!


Die Geschichte...
Karnevalshochburg Köln: Im Park der Sankt Pantaleon-Kirche wird ein Mann in einer Soutane ermordet aufgefunden. Als kurz darauf die Leiche eines weiteren Priesters auftaucht, macht sich ein schrecklicher Verdacht breit. Ist hier ein Serienmörder ist am Werk? Die zuständigen Ämter der katholischen Kirche fühlen sich bedroht und für die Kölner Mordkommission erhält der Fall  die oberste Wichtigkeitsstufe. Wegen Personalmangels darf Hauptkommissarin Judith Krieger (nach ihrer Auszeit und trotz eines eventuellen Disziplinarverfahrens) wieder ihren Dienst antreten und den Spuren nachgehen. Darüber ist ihr Partner Manni Korzilius auch froh und gemeinsam machen sie sich an die Ermittlungen. Lange tappen sie im Dunkeln, bis die Rechtsmedizinerin Ekaterina Petrowa eine interessante Entdeckung macht.. Und wie passt das Gothic-Mädchen Beatrice, genannt Bat, in diese Geschichte hinein?!?

Meine Meinung:
Wieder einmal schafft es Gisa Klönne, mit ihrem Krimi ein brisantes Thema aufzugreifen und zum Nachdenken anzuregen.  Der Inhalt des vorliegenden Teils ist von der katholische Kirchen geprägt - ob das Zölibat für katholische Priester noch zeitgemäß ist bzw. welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung drohen. Eine weitere interessante Thematik in diesem Krimi sind Schuld, mangelnde Verantwortung und zu guter Letzt VÄTER – durch das ganze Buch ziehen sich "nicht anwesende oder gänzlich fehlende Familienoberhäupter". Auch Judith Krieger beschäftigt sich sehr mit dem frühkindlichen Verlust ihres Vaters und bekommt dabei unerwartet Hilfe.

Haupt-Protagonistin Kriminalhauptkommissarin Judith Krieger ist wegen der Ereignissen des letzten Falls (sie wäre während des letzten Einsatzes fast getötet worden) suspendiert worden und hat an diesem einschneidenden Erlebnis noch zu knabbern. Sie zuckt bei jedem Türschlag und jedem Feuerzeugklicken zusammen und nimmt deshalb die Hilfe des Polizeiseelsorgers in Anspruch. Judith möchte ihr Leben wieder in den Griff kriegen und freut sich, als sie wegen Personalmangel wieder zum Dienst antreten darf. Rauchen und ungesundes Essen sind noch immer ihrer Laster, doch ihr Privatleben erfährt eine gute Wendung, als sie ihren Nachbarn näher kennen lernt…

Ihr männliches Gegenstück Manni Korzilius versteht die Frauen noch immer nicht ganz. Seine Partnerin Judith gibt ihm öfters Rätsel auf und Freundin Sonja klammert nicht so, wie er es bisher von den Frauen gewohnt war. Neben seiner Arbeit ist er noch recht sportlich: Er joggt und trainiert mit Hingabe Karate.

Eine weitere tragende Rolle hat der Teenager Beatrice/Bat Sollner inne. Das pummelige Gothmädchen wohnt mit ihrer Mutter Ruth (die in der Telefonseelsorge arbeitet) und ihrem Chamäleon Penti zusammen. Seit dem Freitod ihrer besten Freundin Jana fühlt sie sich von allen unverstanden bzw. glaubt nicht daran, dass Jana Selbstmord begangen hat und macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Leider wirken die russische Pathologin Ekaterina Petrowa und die restlichen Kollegen des KK11 (wie z.B. Oberkommissar Meuser oder Kommissariatsleiter Axel Millstätt oder Krieger´s Intimfeind Holger Kühn) nur am Rande mit. Schade, denn gerade von Ekaterina hätte ich gerne mehr erfahren. Ein beachtenswerter Charakter ist der Polizeiseelsorger und Pfarrer Hartmut Warnholz, der ebenfalls in der Telefonseelsorge tätig ist und bei dem Judith ihr Herz ausschüttet.

Anstatt sich marktschreierisch nur den Morden zu widmen, gewährt uns die Autorin dem Leser einen tiefen Einblick in die Psyche und Gefühle ihrer Figuren. Überzeugend zeichnet sie die Gefühlswelt ihrer Charaktere nach, die auch mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen haben.

Die Geschichte besteht aus drei Handlungssträngen:
*der erste Strang schildert die Priestermorde bzw. deren Aufklärung
*der zweite Strang die Erlebnisse des pummeligen Goth-Mädchen Bat
*der dritte Handlungsstrang erzählt uns von der psychisch und physisch angeschlagenen Judith Krieger und ihrem inneren Kampf.
Nach und nach verweben die einzelnen Handlungen miteinander und ergeben eine schlüssige und in sich stimmige Geschichte.

Paranormalen Erfahrungen sind diesmal fast nicht vorhanden, dafür stört mich das Karate-Gerede (mit z.B. Sensei und Kata kann ich nichts anfangen) von Manni furchtbar. Und Judith spielt im ersten Drittel der Geschichte keine wirklich tragende Rolle.

„Farben der Schuld“ überzeugt mit einem starken Plot, der sich mit der katholischen Kirche, dem Glauben, aber auch der oftmals dahinter verborgenen Heuchelei und Falschheit befasst. Besonders viel Wert legt die Autorin auf die Charakterisierung ihrer Protagonisten und deren Gedanken und Erlebnisse.

Durch geschickte Perspektivenwechsel und witzige Dialoge bleibt die Handlung spannend und legt zum Ende hin nochmals an "Drive" zu. Es gibt zwar einige kleine Längen, die aber nicht weiter tragisch sind.

Spannend ist diese Kriminalgeschichte über Schuld & Sühne allemal. Aber ich muss sagen, dass mir die Vorgängerbände doch besser gefallen haben und mir bei „Farben der Schuld“ das gewisse Etwas fehlt. Schauplatz ist wieder die schöne Stadt Köln.

Da es sich bei „Farben der Schuld“ bereits um den 4. Band aus der Krieger & Korzilius-Reihe handelt, würde ich empfehlen, die Vorgängerbände zu lesen. Lesenswert sind diese auf jeden Fall. Mit ihrem letzten Werk „Nacht der Schatten“ hat die Kölner Autorin den Friedrich-Glauser-Preis (die höchstdotierte Auszeichnung für deutschsprachige Krimis) gewonnen.

FAZIT:
Auch der 4. Fall für Krieger & Korzilius zeichnet sich nicht nur durch eine leicht düstere Stimmung aus, sondern durch das Aufgreifen eines vielschichtigen Themas mit brisantem Inhalt und liebenswerten Figuren. Wegen der paar Mankos vergebe ich 4 (von 5) Punkte und freue mich auf einen weiteren Band des Ermittler-Duos!


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Büchersüchtige Grüße,
Sabine