Freitag, 8. Oktober 2010

[REZENSION] "Die Eleganz des Igels"

Dieses Buch habe ich zwar schon voriges Jahr gelesen, aber es hat mich sehr fasziniert und deshalb wird es hier vorgestellt...

Cover
Über die Autorin
Muriel Barbery, geb. 1969 in Casablanca in Marokko, ist Absolventin der Ecole Normale Supérieure und Professorin für Philosophie, sie lehrt am IUFM von Saint-Lô. Mit ihrem zweiten Roman L’Elégance du hérisson – Die Eleganz des Igels ist Muriel Barbery derzeit auf Platz 9 der Spiegel-Bestenliste vertreten. Sie erhielt für dieses Werk ein halbes Dutzend Preise, darunter den Prix Georges Brassens und den Prix Rotary. 2000 wurde Muriel Barbery vom Verlag Gallimard entdeckt, als sie dort per Post ihren ersten Roman Die letzte Delikatesse eingesendet hatte. Ihr Werk wurde bisher in zwölf Sprachen übersetzt, so auch ins Deutsche. Muriel Barbery lebt derzeit in Kyoto.

Produktinformation
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Taschenbuch: 380 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Mai 2008)

Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423246588 / ISBN-13: 978-3423246583
Größe und/oder Gewicht: 20,8 x 13,4 x 3,2 cm




Die Geschichte...
Renée steht seit beinahe 30 Jahren im Dienst als Concièrge (in dem Stadthaus in der Rue der Grenelle 7), ein eigentlich aussterbender Beruf, den die äußerlich plumpe und einfältige Renée aber liebt. Obwohl Renée seit ihrer Kindheit jedes Buch verschlingt und eine Leidenschaft für gute Musik, Philosophie und Kunst hat, glaubt die 54-Jährige fest an die Klassenzugehörigkeit, die sie jeden Tag aufs Neue erlebt. Um den gängigen Klischees einer Person aus der Arbeiterklasse zu entsprechen (sie kommt aus einer Bauernfamilie), inszeniert sie für alle das Bild einer ungebildeten Concierge. So gibt sie z.B. vor, gerne vor dem Fernseher zu sitzen und sich  von minderwertigen Lebensmitteln zu ernähren. Renée lebt mit ihrem Kater Leo - nach ihrem Lieblingsschriftsteller Leo Tolstoi - zusammen, den sie sehr vergöttert. Und so verbirgt diese intelligente Person ihr Wissen vor der Welt, nur um bei der gehobenen Klasse der Hausbewohner keinen Argwohn zu erwecken...

Auch die zweite Hauptperson des Romans, die zwölfjährige Paloma, ist anders als ihre Altersgenossinnen. Sie ist die Tochter des Abgeordneten Josse, hat ein ausgeprägtes Faible für Japan und Mangas und wohnt ebenfalls in der Rue de Grenelle 7.  Der Vater ist selten zu Hause, die Mutter eine Hobby-Psychologin; eine oberflächliche Schwester und zwei Katzen namens "Constitution" und "Parlement" komplettieren die Familie.  Hochintelligent und mit einer ausgeprägten Reife "gesegnet", bemerkt Paloma oftmals die Verlogenheit des Erwachsenenlebens. Da in Palomas Augen die Erwachsenen in ihrem (tristen und ewiglich gleichem) Dasein wie in einem Goldfischglas gefangen sind, beschließt sie, ihrem Leben an ihrem dreizehnten Geburtstag ein Ende zu setzen. Doch vorher begibt sich die altkluge Paloma noch einmal auf die Suche nach "Etwas", wofür es sich vielleicht doch zu leben lohnt...  Diese Suche hält sie in Tagebuchform fest.

Meine Meinung:
"Die Eleganz des Igels" ist ein außergewöhnliches Buch, welches die Leser auf intelligente & tiefgründige Art und Weise unterhält, berührt und auch zum Nachdenken anregt. Im Laufe der Geschichte werden Palomas tiefgründige Gedanken über die Welt immer wieder zwischen die Gedankenwelt von Renée gestreut (was anfangs nicht immer leicht auseinander zu halten ist).

Die beiden Hauptpersonen ähneln sich sehr: Sie sind anders als der Rest ihrer Altersgenossen und Freunde, ebenso möchten sie nicht an der Oberfläche des Lebens bleiben, sondern in die Tiefe gehen. Und eines Tages tritt der Japaner Ozu in das Leben von Paloma und Renée (er zieht in die 4. Etage ein) und bringt deren Leben gründlich durcheinander...

Die japanische Kultur mit Teezeremonien, Bonsaibäumen, Filmen, dem  japanischen Einrichtungsstil, Mangas, Haikus und dem delikaten Essen findet sich im Buch schön wieder und steht im Gegensatz zu der betuchten französischen Gesellschaft, die ansonsten in dem Stadthaus wohnt. **Achtung SPOILER**

Kakuro Ozu blickt unter die scheinbar plumpe Oberfläche von Renée und die Beiden freunden sich an. Leider steuert die Handlung auf kein Happy-End zu und das Ende hätte ich mir persönlich doch anders vorgestellt. **SPOILER ENDE**

Anfangs gestaltet sich die Handlung etwas schleppend, aber dann zieht einen die Geschichte samt seinen gut ausgearbeiteten Charakteren in ihren Bann. Die vielen "philosophischen Ergüsse" lassen den Roman leider manchmal langatmig werden, oftmals konnte ich aber gar nicht aufhören zu lesen und musste auch herzhaft über den Wortwitz lachen...

Das einzige Manko für mich ist die Anhäufung von Fremdwörtern und Fachwörtern aus der Philosophie, die für einen Laien wie mich doch teilweise schwer verständlich sind und mich immer wieder zu Google getrieben haben. Das trübt den leider etwas den flüssigen Lesegenuss und verlangt einem  Durchhaltevermögen ab, was sich letztendlich doch auszahlt. 

FAZIT:
Trotz der vielen philosophischen Begriffe und Fremdwörtern sowie der (für Laien wie mich) daraus ergebenden Langatmigkeit ist "Die Eleganz des Igels" ein wunderbarer Roman und so vergebe ich großzügig 4 1/2 (von 5) Punkte.

2 Kommentare:

  1. Schöne Rezension - da waren wir uns ja relativ einig über das Buch! ;) Ist schon mal was Besonderes gewesen...

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  2. @Sonne: Ein besonderes Buch ist es auf alle Fälle, nur wäre mir weniger "philosophisches Geschwafel" lieber gewesen. ;-)

    Schönen Wochenbeginn!

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Ich freue mich sehr über (ernstgemeinte) Kommentare zu meinen Posts. Immer heraus mit eurer Meinung...

Büchersüchtige Grüße,
Sabine