Donnerstag, 13. Januar 2011

[REZENSION] "Sieben verdammt lange Tage"

Cover
Der Autor
Jonathan Tropper wurde 1970 in New York City geboren. Er studierte Literatur und Literarisches Schreiben und lebt heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in New Rochelle (New York). Er gibt Schreibseminare an der Universität und ist sowohl als Autor von Romanen und Drehbüchern erfolgreich; zuletzt erschienen seine von der Presse gefeierten und international erfolgreichen Romane "Mein fast perfektes Leben" und "Sieben verdammt lange Tage". Mehr Informationen im Internet: http://www.jonathantropper.com/

Produktinformation
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Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Knaur HC (20. August 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426662736
ISBN-13: 978-3426662731
Originaltitel: This is Where I Leave You
Größe und/oder Gewicht: 20,6 x 13,2 x 4,4 cm



Die Geschichte...
Der Vater der Foxman-Geschwister ist verstorben und nachdem es der letzte Wunsch ihres (zu Lebzeiten nicht besonders gläubigen) Erzeugers war, die 7-tägige Schiwa im Elternhaus abzuhalten und um ihn zu trauern, folgen die 4 unterschiedlichen Geschwister diesem Wunsch. Da sich bei diesem Ritual die Familienangehörigen relativ nahe kommen, sind Konflikte vorprogrammiert...

Meine Meinung:
Nachdem mir das Buch mehrfach ans Herz gelegt wurde, musste ich es natürlich lesen. ;) Wie es mir gefallen hat, erfährt ihr gleich...

Die Geschichte beginnt damit, dass Judd Foxman seine Frau Jen an ihrem Geburtstag überraschen möchte. Doch dann erwischt er sie in flagranti mit seinem Chef im Bett und rastet aus (wie, ist sehr unterhaltsam ;)). Zu allem Überfluss stirbt auch noch sein Vater und er muss nun allein seiner Familie beim Begräbnis gegenübertreten. Und als wäre das noch nicht genug, ist es der letzte Wille seines Vaters, dass die Familie sieben Tage lang nach jüdischem Brauch Schiwa sitzt. Und diese sieben Tage sind verdammt lang, denn die Schiwa-Stühle sind äußerst niedrig und dabei kommt einem allerhand vors Auge, was man besser nicht gesehen hätte. Und auch sonst kommt es noch zu dem ein oder anderen Desaster...

Nun möchte ich euch die Familie Foxman näher bringen:
* Da wären zum ersten die Hauptperson Judd, der seine Frau wegen ihrer Affäre verlassen hat und mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat. Denn nun ist er seine Frau, seinen Job und sein Haus los - und er weiß auch nicht recht, was er mit sich und seinem Leben anfangen soll.
* Dann haben wir die älteste Tochter Wendy, die in ihrer Ehe mit dem ewig beschäftigten Barry wenig Beachtung findet und sich deshalb auf ihre zwei kleinen Kinder konzentriert.
* Paul ist Judds großer Bruder und mit Judds Jugendfreundin Alice verheiratet. Da Alice unbedingt schwanger werden möchte, üben sich die Beiden bisher vergeblich an der Kinderproduktion.
* Nachzügler Phillip ist Mitte 20 und taucht mit seiner älteren Therapeutin bei der Schiwa auf. Phillip nimmt das Leben nicht ernst und hat in allen (passenden und unpassenden) Lebenslagen ein Filmzitat parat.
* Und zu guter Letzt gibt es noch die Mutter bzw. Witwe, eine Top-Psychologin, die ihren Kindern immer wieder gute Ratschläge gibt und sich mit ihren 63 Jahren noch immer sehr sexy gibt.
* Weitere Nebencharaktere sind diverse Nachbarn und alte Freunde, ein befreundeter Rabbi und eine untreue Ehefrau.

Die Protagonisten werden sehr authentisch und menschlich beschrieben, mit all ihren kleinen Macken, Ängsten, Schwächen und Stärken. Alle Charaktere fügen sich harmonisch in die Geschichte ein und erwecken sie zum Leben. Die Grundidee, dass diese unterschiedlichen Personen 7 Tage lang zusammengespannt werden, finde ich toll und die Umsetzung ist bis auf ein paar Kleinigkeiten auch wunderbar gelungen.

Wie der Titel schon vermuten lässt, dauert die Geschichte sieben Tage lang und es ist faszinierend zu sehen, wie jede einzelne Person der Familie Foxman mit der Trauer und anderen Problemen umgeht. Während Judd ganz am Ende ist und sich mit seiner gescheiterten Ehe auseinandersetzen muss, ist für Pauls Frau Alice der Kinderwunsch übermächtig groß, Wendy fühlt sich in ihrer Ehe gefangen und unverstanden und Phillip ist noch immer nicht erwachsen geworden.

Schön finde ich die Rückblenden in die Vergangenheit der Geschwister und die Erinnerungen an ihren Vater. Und obwohl sich die Vier nicht allzu gut verstehen und oft streiten, spürt man hier ganz deutlich die Verbundenheit. Nur gerät die Trauer oftmals wegen Judds aktueller Situation in den Hintergrund. Weiters zieht sich das Thema Sex in allen Variationen durch das Buch, was manchmal störend und unpassend wirkt.

Erzählt wird "Sieben verdammt lange Tage" aus der Sicht des Ich-Erzählers Judd. Judd legt dabei eine gehörige Portion Ironie und Wortwitz an den Tag, so dass mir abwechselnd nach Lachen und Weinen zumute war. Obwohl die Handlung doch einige Längen und unnötige Szenen enthält, birgt die Geschichte einige überraschende Entwicklungen und lässt sich schnell lesen. Doch der spezielle Humor von Jonathan Tropper und sein Schreibstil ist sicher nicht jedermanns Sache.

FAZIT:
Alles in allem eine unterhaltsame Familiengeschichte mit vielen Höhen & Tiefen. Den Punkteabzug gibt es für die Längen in der Mitte des Romans und die allzuvielen sexgesteuerten Gedanken. 4 (von 5) Punkte!

4 Kommentare:

  1. Wow, eine sehr tolle und ausführliche Rezension.
    Das Buch hat mir auch sehr gut gefallen, besonders der Humor *g*
    Hast Du noch andere Bücher von ihm gelesen?
    Ich bisher noch nicht. Hätte mich interessiert ob sie ähnlich sind?
    LG Ela

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  2. Hallo Ela!
    Freut mich, dass dir die Rezension gefällt. :-)
    Ich hatte zuerst Bedenken, ob sie nicht zu ausführlich ist. Aber irgendwie hatte ich hier das Bedürfnis, die Figuren etc. genauer zu beschreiben.

    Ich habe vor ca. 3 Jahren "Mein fast perfektes Leben" von im gelesen und abgebrochen. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Vielleicht finde ich noch die Bewertung, dann schreib ich dir. ;)

    Liebe Grüße & einen schönen Abend!
    Sabine

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  3. Danke, das wäre toll!

    LG ELa

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  4. Liebe Sabine,

    Ich habe deine Rezension nur überflogen, denn ich habe mir vorgenommen, das Buch bald zu lesen.
    Doch macht es immer noch eine Ehrenrunde bei meiner Freundin. Ihr Feedback stimmt mit deinem überrein. Auch sie empfand gewisse Passagen zu extrem in die Länge gezogen, aber ansonsten ist sie davon sehr angetan.
    Ich freue mich schon auf das Buch ;)

    Lass dir liebe Grüsse da,
    mirjam

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Ich freue mich sehr über (ernstgemeinte) Kommentare zu meinen Posts. Immer heraus mit eurer Meinung...

Büchersüchtige Grüße,
Sabine